Mit Fotos eine Geschichte erzählen? – Vielleicht denkst du jetzt an die Jugend und die Bravo Foto-Lovestorys zurück. So weit will ich nicht gehen. Ich möchte “nur” mit den Aufnahmen die du täglich machst, egal ob für die Familie, für den Fußballverein, für dein Unternehmen oder den Marketing-Social-Media-Account im Konzern… ich möchte, dass deine Fotos zum Erzähler werden. Eine wichtige Zutat: Fotografiere Beziehungen! So kann man schon mit einem einzigen Foto mehr erzählen als das was offensichtlich abgebildet wurde. Inspiration für Miniserien aus nur zwei Fotos habe ich bereits in einem anderen Artikel gegeben. Heute möchte ich zeigen wie 3 Fotos vielleicht sogar einen Film ersetzen können.
Gehe wir nochmal in die Jugend. Genauer: in die Schule. Das klassische Drama durfte jeder mal lernen. Eine Geschichte in drei Akten.
1.) Einführung
2.) Komplikation
3.) Auflösung
“…wird in der Exposition im 1. Akt die Figur in ihrer Umgebung dargestellt, es werden Hintergrundinformationen geliefert und bereits erste problembehaftete Umstände vermittelt. Darauf folgt im 2. Akt die Konfrontation, d. h. die Figur wird mit einem inneren, äußeren oder sozialen Konflikt konfrontiert. […] Im 3. Akt kommt es schließlich zur Auflösung des Konflikts” (Quelle: https://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/25-2012-2/Kinateder-Klassische_Erzaehlformen.pdf )
Kombiniere 3 Fotos zu einer Geschichte
Wie genau kann das jetzt aussehen, wenn man Fotos in de n klassischen drei Akten schießen oder arrangieren möchte. Ohne lange drum rum zu reden möchte ich hier drei (fiktive) Beispiele nennen:
- Foto-Story: zielstrebige Gipfelstürmer
Wanderkarte; Landschaftsbild vom sehr hohen Berg bei schlechtem Wetter; Foto am Gipfelkreuz bei Sonnenschein über den Wolken. - Foto-Story: Von der Ruine zum Traumhaus
Architekturplan des Traumhauses; 5 Menschen in Arbeitskleidung mit Bauwagen vor einem heruntergekommenen alten Bauernhaus; Party zum Richtfest des sanierten Hauses. - Foto-Story: Träume kennen keine Grenzen
Kind im Eishockey-Trikot, Kind im Rollstuhl vor dem Eishockeystadion, Kind beim Sledge-Hockey-Spiel
… ok ok jetzt wird’s vielleicht zu dramatisch. Aber, du siehst an diesen fiktiven Beispielen, der Drei-Akter eignet sich gut um Herausforderungen darzustellen und zu erzählen. Und das muss gar nicht dramatisch, filmreif oder außergewöhnlich sein. Das Prinzip lässt sich mit vielen alltäglichen Szenen umsetzen. Die Geschichte in deinen Fotos findest du über eine einfache Frage:
Warum möchtest du davon ein Foto machen?
Wenn du den Impuls hast eine Szene zu fotografieren, dann hat Irgendwas dein Interesse an der Situation geweckt. Das heißt es gibt einen Spannungspunkts. Wenn du Diesen erstmal erkannt hast bietet sich dir die Möglichkeit rundherum eine kleine Fotoserie aufzubauen und zu inszenieren.
2. Akt = Komplikation; Soweit die Beschreibung im klassischen Drama. Wenn du den Drei-Akter in der Fotografie nutzen möchtest um eine Geschichte zu erzählen, dann kannst du die “Komplikation” vielseitiger interpretieren. Die “Komplikation” ist der Aspekt, der die Spannung der Szene ausmacht. Eine Irritation, eine Herausforderung, eine Emotion (woher kommt sie?), eine unerwartete Handlung, usw.
Der Code für die Foto-Story in 3 Bildern lautet also: Einführung, Spannung, Auflösung.
*meine Interpretation
Beispiel: 3 Fotos erzählen vom Skatergirl
Ich habe tatsächlich bisher nur selten gezielt auf eine 3-Foto-Serie fotografiert. Ich möchte aber ein Beispiel zeigen indem ich die Aufnahmen zu einer 3-Bilder-Serie arrangiert und bereits beim Aufnehmen auf den Aspekt “Warum will ich hier fotografieren?” geachtet habe. So sind verschiedene Aufnahmen entstanden die jeweils andere Aspekte der Szene betonen.
Ich habe hier bewusst ein ganz alltägliches Ereignis gewählt, und nicht etwa ein besonderes Event, um zu zeigen wie einfach und vielseitig diese Serien funktionieren. Das Prinzip kann wirklich von Jedem für unterschiedlichste Zwecke umgesetzt werden.
Die Szene:
Meine Tochter war vor dem Haus mit meinem Longboard unterwegs.
Warum will ich hier fotografieren? Worin steckt die Spannung?
Meine Tochter spielt oft vor dem Haus. Und, nein, ich fotografiere das nicht ständig. An diesem Tag hat mich die Szene aber fasziniert. Sie hat mein Longboard entdeckt und sich nicht abschrecken lassen von dem neuen, schnellen und viel zu großen Gefährt. Und es war so toll zu sehen wie furchtlos und kreativ sie Gas gegeben hat.
Story-Zusammenstellung 1
Story-Zusammenstellung 2
Mir ging es hier nicht darum ein schönes Foto meiner Tochter zu bekommen. Es ging darum die Stimmung einzufangen, den Entschluss mit diesem Board zu fahren, die Umsetzung “Egal was die Großen dazu sagen” und die Begeisterung dabei.
Viel Spaß dabei dein nächstes “Drama” zu fotografieren 😉
Kommentare
Eine Antwort zu „Erzähle mit 3 Fotos das klassische Drama“
[…] begleiten oder auch überspringen. Dass man auch mit Einzelbildern und Kleinserien, aus zwei oder drei Fotos, Narrative darstellen kann habe ich in anderen Artikeln bereits vertieft. Fühl dich frei. […]